Die Vaterrolle hat sich gewandelt: Während Väter früher vor allem Versorger waren, beteiligen sich heute viele aktiv an der Kindererziehung. Gerade für Handwerksunternehmer bringt diese geänderte Rolle aber eine Herausforderung mit sich: Wie bleibt trotz stressigem Betriebsalltag mit prall gefülltem Terminkalender noch genügend Zeit für den Nachwuchs? Eberhard Schäfer vom Väterzentrum Berlin hat 9 Tipps für Unternehmer.
Tipp 1: Blocken Sie sich für Ihr Kind feste Zeiten im Kalender
Wer einen Betrieb führt, braucht ein gutes Zeitmanagement. Schäfer rät Unternehmern, das auch für den privaten Bereich zu nutzen: „Reservieren Sie in Ihrem Kalender feste Zeiten für Ihre Kinder“, rät Eberhard Schäfer. Der Therapeut und Buchautor nennt drei Beispiele, wie das in der Praxis funktionieren kann:
- Begleitung zu Freizeitaktivitäten: Ihre Tochter reitet und muss regelmäßig zum Training gebracht werden? Das können Sie übernehmen und womöglich sogar beim Training dabei sein. „Wenn Sie zuschauen und mit wohlwollenden Gesten und Worten unterstützen, zeigen Sie Interesse für Ihr Kind und schaffen eine gemeinsame Ebene“, sagt Schäfer.
- Betreuung nach Schulschluss an einem Tag in der Woche: Wenn Ihr Kind etwa mittwochs bis 14 Uhr Schule hat, können Sie für nachmittags einen festen gemeinsamen Termin mit einplanen. „Als Selbstständiger haben Sie die Möglichkeit, Ihre Zeit flexibler einzuteilen, das können Sie nutzen“, empfiehlt der Experte.
- Sonntagvormittag ist Kinderzeit: Auch am Wochenende können Sie sich bewusst Zeit nehmen – zum Beispiel, indem Sie Sonntagmorgen nach dem Frühstück zusammen Fußball spielen, ein Puzzle machen oder auf den Spielplatz gehen.
Wenn Sie es trotz eines vollen Terminkalenders schaffen, ab und zu Zeit für Ihren Nachwuchs zu nehmen, hat das laut Schäfer einen positiven Effekt: „Ihre Kinder wissen dann, dass Sie sich auf ihren Vater verlassen können und das Ihnen gemeinsame Zeit viel bedeutet “
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Tipp 2: Auch kurze Gespräche sind wichtig
Ob eine gemeinsame Autofahrt oder ein gemeinsames Mittagsessen: Diese Zeit können Sie für kurze Gespräche mit Ihrem Kind nutzen. „Fragen Sie es zum Beispiel, wie es in der Schule war oder wie die Klassenarbeit ausgefallen ist“, rät Schäfer. Wenn daraus ein interessiertes Gespräch wird – und keine Wertung – dann handelt es sich um Beziehungsarbeit „Sie zeigen Ihrem Kind auf diese Weise Ihr Interesse und das nimmt Ihr Kind deutlich wahr.
Tipp 3: Zeigen Sie Ihrem Kind Ihr Gewerk
Der Betrieb ist ein wichtiger Teil Ihres Lebens und den sollten Sie Ihrem Nachwuchs nicht vorenthalten: „Nehmen Sie Ihr Kind ruhig ab und zu mit zur Arbeit“, sagt Schäfer. Dem Berater zufolge hat das zwei Vorteile:
- Ihr Kind sieht dann mit eigenen Augen, was Sie beruflich machen. „Das fördert das konkrete Verständnis für Ihre Arbeit, das kann auch eine Faszination dafür mit sich bringen“, erläutert Schäfer.
- Handwerksberufe sind in der Regel sehr sinnlich. Das heißt: Kinder können Arbeitsergebnisse anschauen, anfassen, schmecken oder riechen. „Das ist für Kinder eine wertvolle, anregende Erfahrung und viel spannender als die meisten Bürojobs“, meint der Autor des Ratgebers „Das Papa-Handbuch“.
Tipp 4: Auch Kleinigkeiten im Alltag zählen
Sie haben nicht viel Zeit für Ihre Kinder, aber schaffen es an manchen Schultagen, morgens das Frühstück für alle vorzubereiten? Ausgezeichnet! Das mag Ihnen zwar wie eine Kleinigkeit erscheinen, morgens aufzustehen und den Frühstückstisch zu decken. Doch laut dem Väter-Experten vermitteln Sie Ihrem Kind etwas sehr Wichtiges: „Sie beweisen Ihrem Kind, dass es sich auf Sie verlassen kann und Sie sich kümmern.“
Tipp 5: Es müssen nicht immer tolle Events sein
„Die Zeit mit den Kindern muss keinen Event-Charakter haben“, sagt Schäfer. Sie müssen also nicht jede Woche einen Zoobesuch oder einen Ausflug in einen Freizeitpark planen. „Das wichtigste ist, dass Sie gemeinsam Zeit verbringen, das stärkt die Vater-Kind-Beziehung“, erläutert der Experte.
Zum Beispiel können Sie zusammen die Hausaufgaben machen, Lego spielen oder auf den Bolzplatz gehen. Was Sie in der gemeinsamen Zeit mit Ihrem Kind machen, müssen Sie nicht alleine planen. „Hören Sie, welche Interessen und Ideen Ihr Kind hat und wie diese sich umsetzen lassen“, empfiehlt Schäfer. Ihr Kind erhält dadurch das Gefühl: „Mein Vater interessiert sich für mich und unterstützt mich, das ist toll.“
Tipp 6: Absagen sind ok, sollten aber die Ausnahme sein
Sie haben sich fest mit Ihren Kindern verabredet und dann ruft ein Stammkunde an, der einen Rohrbruch hat, und niemand aus Ihrem Team kann kurzfristig einspringen? „Es kann immer mal einen Notfall im Betrieb geben“, sagt Schäfer. Daher sei es in Ordnung, wenn Handwerksunternehmer die Verabredung mit den Kindern mal absagen. Wichtig ist dem Autor zufolge aber, dass Absagen nicht die Regel sind und dass Sie Ihren Kindern erklären, warum der Termin ausfallen muss.
Tipp 7: Geschenke sind kein Ersatz für gemeinsame Zeit
Dem eignen Kind absagen zu müssen, löst schnell ein schlechtes Gewissen aus. Doch wenn Sie Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter jetzt neue Sneaker kaufen wollen, sollten Sie diesen Impuls unterdrücken: „Ein Geschenk sollte kein Ersatz für gemeinsame Zeit sein“, betont Schäfer.
Er empfiehlt Vätern stattdessen, einen Ausgleich anzubieten. Zum Beispiel so: „Heute muss unsere Verabredung leider ausfallen, aber Samstagnachmittag machen wir etwas zusammen.“ Wenn Ihnen ein kleines Zeichen der Wiedergutmachung wichtig ist, könnten Sie Ihrem Kind zum Beispiel anbieten, nach dem Schwimmbadbesuch noch ein Eis essen zu gehen.
Tipp 8: Nehmen Sie sich nicht zu viel vor
Zeit mit dem eigenen Kind zu verbringen ist toll. Doch trotzdem gibt es laut Schäfer gute Gründe, nicht zu viele Pläne zu machen: „Je mehr Sie sich vornehmen, desto größer ist die Gefahr, dass es am Ende nicht klappt“, sagt der Gründer des Väterzentrums Berlin. Besser sei es, auch mal spontan etwas zu unternehmen, wenn es beiden Seiten zeitlich passt.
Tipp 9: Zeit mit Kindern erfordert Flexibilität und Kreativität
Sie haben sich die ganze Woche darauf gefreut, am Wochenende gemeinsam Zeit zu verbringen und dann ist Ihr Kind erkältet? „Dann sollten Sie flexibel sein und sich etwas einfallen lassen“, rät Schäfer. In so einer Situation müsse zwar der Schwimmbadbesuch ausfallen, aber vielleicht können Sie einen Film mit Ihrem Kind schauen, ein Buch vorlesen oder ein Brettspiel spielen.
„Schutz und Fürsorge sind wichtige Aspekte in der Vater-Kind-Beziehung“, erläutert der Systemische Berater. Er empfiehlt Handwerkern deshalb, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was wann angesagt ist. Dabei können zum Beispiel folgende Fragen helfen: Welche Aktivität passt zu welcher Tageszeit? Können Sie noch eine Geschichte vorlesen oder ist Ihr Kind dafür schon zu müde? Müssen Sie beim körperlichen Spiel eine Pause machen und mal etwas trinken?
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