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Nachwuchssuche im Handwerk

"Wir brauchen uns nicht hinter der Industrie zu verstecken"

Anspruchsvoll, attraktiv und zukunftsfähig: Das trifft auf viele Ausbildungsberufe im Handwerk zu – da sind sich Betriebe einig. Doch was hält junge Menschen von einer handwerklichen Ausbildung ab?

Auf einen Blick:

  • Die Auftragsbücher sind voll, der Umsatz wächst: Betriebe sind seit Monaten gut ausgelastet, manche sogar überlastet.
  • "Der Nachwuchsmangel hemmt unser Wachstum", sagt ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer.
  • Doch was hält die Jugendlichen von einer Ausbildung im Handwerk ab? Drei Handwerksunternehmer geben ihre Einschätzung ab. Und sind überzeugt: Die Bezahlung ist es nicht.

Die Zahlen klingen überzeugend: Mehr Ausbildungsverträge, mehr Umsatz – 2017 war ein gutes Jahr für das Handwerk. Ein Problem, das bleibt: die Suche nach Nachwuchs- und Fachkräften. „Wir haben volle Auftragsbücher. Manche Betriebe können inzwischen aber keine weiteren Aufträge mehr annehmen, weil ihnen schlicht das Personal fehlt, um diese Aufträge abzuarbeiten“, sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) Ende 2017 der Deutschen Welle.

„Chefs im Handwerk müssen umdenken“

Auch die handwerk.com-Leser und Unternehmer beschäftigen sich mit dem Thema Fachkräftemangel. Auf Facebook haben sie darüber diskutiert, wieso Jugendliche dem Handwerk fern bleiben.

„Unser Gerüstbau Handwerk ist sehr attraktiv und muss sich nicht verstecken hinter der Industrie“, schreibt dort beispielsweise Walter Stuber. Der Unternehmer führt einen Gerüstbaubetrieb in Sachsen. Er sagt: „Wir Arbeitgeber müssen umdenken. Lohn ist nicht alles.“

Mit „Umdenken“ meint Stuber, dass sich Arbeitgeber im Handwerk mehr um ihr „größtes Kapital“ kümmern müssten – die Mitarbeiter. „Ziel jedes Chefs sollte es sein, Mitarbeitern das Arbeiten im Betrieb so angenehm wie möglich zu machen. Wer sich wohlfühlt, bleibt“, sagt der Unternehmer.

In seinem Gerüstbau-Betrieb gebe es ein „26-Punkte-Programm“, das unterschiedliche Anreize für Mitarbeiter bietet. So kriegen Nichtraucher beispielsweise von Beginn an 20 Cent mehr pro Stunde bezahlt.

Der Betrieb bietet auch Kochkurse für Mitarbeiter an, die auf Montage sind. „Jeder soll wissen, wie er sich gesund ernähren kann, auch unterwegs“, betont Stuber. Denn nur wer gesund ist, fühlt sich wohl und hat ausreichend Energie im Job, ist er sich sicher.

„Jugendliche wollen sich nicht schmutzig machen“

Für Malermeister Jens Neumann aus Niedersachsen steht fest: Die Jugendlichen sind nicht mehr bereit, aus ihrer Komfortzone auszubrechen. Sie gingen davon aus, dass Handwerk staubig und anstrengend sei. „Sie wollen sich nicht schmutzig machen“, schreibt der Unternehmer. Es könne auch sein, dass man abends vor Erschöpfung ins Bett fällt. Das passiere in einem Job als Kassierer in einem Einzelhandelsunternehmen eher selten.

Er nutze oft an Wochenenden die Zeit, Jugendliche und ihre Eltern von den Vorzügen seines Gewerks zu begeistern. Es sei frustrierend zu hören, wie wenige junge Leute sich für das Handwerk interessieren und lieber zur Bundeswehr, Polizei oder in die Verwaltung gehen.

„Bei der Digitalisierung fällt man bestimmt nicht hinten runter“

Den schlechten Ruf des Handwerks sieht Heike Schmoll als Grund für das sinkende Interesse. Auf Berufsfindungsmessen kristallisiere sich das heraus, schreibt sie auf Facebook. Dabei sei beispielsweise der Anlagenmechaniker Heizung, Sanitär und Lüftung ein anspruchsvoller Ausbildungsberuf. Im Kern ginge es um Innovationen im regenerativen Bereich und viel elektronisches Wissen.

Zudem werde der Beruf gut bezahlt und biete mit Meister und Techniker super Karrieremöglichkeiten. „Auch Unternehmer kann man werden und fällt bestimmt nicht bei Digitalisierung hinten runter“, betont Schmoll.

Ihre Meinung: Was hält Jugendliche von einer Ausbildung im Handwerk ab? Schreiben Sie uns – oder kommentieren Sie hier!

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