Auf einen Blick:
- Das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk (IFH) hat die Daten von mehr als 1.000 Betrieben ausgewertet, die beim Digitalisierungs-Check mitgemacht haben.
- Die Studie zeigt unter anderem regionale Unterschiede bei der Digitalisierung. Bei der Umsetzung liegen dicht besiedelte Bundesländer mit hoher Wirtschaftsleistung deutlich vorne.
- Wie gut Betriebe in Sachen Digitalisierung aufgestellt wird, hängt aber auch vom Umsatz ab. Beim Digitalisierungspotenzial gibt es außerdem deutliche Unterschiede zwischen den Gewerbegruppe und Gewerken.
- Besonders hohes Potenzial für Digitalisierung sehen die Forscher in Handwerksbetrieben etwa bei der internen Kommunikation über mobile Endgeräte. Das Digitalisierungspotenzial bei Website und Social Media sei hingegen ausgeschöpft.
Wie digital sind Handwerksunternehmen hierzulande aufgestellt? Das wollten Forscher vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk (IFH) herausfinden und haben die Daten von mehr als 1.000 Betrieben ausgewertet, die bis April 2020 den sogenannten Digitalisierungs-Check vom Kompetenzzentrum Digitales Handwerk durchführten. Das ist ein Test, bei dem Betriebe online unter www.bedarfsanalyse-handwerk.de den Digitalisierungsgrad ihres Unternehmens ermitteln und Weiterentwicklungspotenziale aufdecken können.
Regionale Unterschiede bei der Digitalisierung
Bei der Auswertung der Daten stellten die Forscher regionale Unterschiede im Grad der Digitalisierung fest. In Bundesländern wie Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen und den Stadtstaaten Berlin und Hamburg ist die Umsetzung von Digitalisierungs-Maßnahmen demnach besonders vorangeschritten. Einen geringen Digitalisierungsgrad weisen laut Studie Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen und Bayern auf.
Die Ergebnisse für die ostdeutschen Bundesländer konnten wegen der geringen Fallzahlen nur vorsichtig interpretiert werden. Dort scheine die Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen allerdings geringer und Betriebe scheinen der Digitalisierung laut IFH eine geringere Relevanz beizumessen.
Das Digitalisierungspotenzial einzelner Gewerbegruppen
Über alle Gewerbegruppen hinweg bewerten Betriebe die Relevanz von Digitalisierungsmaßnahmen ähnlich, so die IFH-Studie. Doch zwischen der geschätzten Relevanz und tatsächlicher Umsetzung von Maßnahmen klafft in allen Gewerbegruppe eine Lücke. Daraus lässt sich das Digitalisierungspotenzial ableiten.
Laut Studie ist das Digitalisierungspotenzial im Ausbauhandwerk sowie bei den Handwerken des gewerblichen Bedarfs und in den Lebensmittelhandwerken am größten. Bei den Gesundheitshandwerken und den Handwerken für den privaten Bedarf hingegen, gebe es nur eine geringe Lücke zwischen empfundener Relevanz und Umsetzung.
Digitalisierung: So sieht es in einzelnen Gewerken aus
Wie es um die Digitalisierung in einzelnen Gewerken steht, zeigt die IFH-Studie ebenfalls – allerdings nur für einige größere Gewerke. Demnach ist die Digitalisierung bei den Dachdeckern, Elektrotechnikern und Installateuren/Heizungsbauern „in geringerem Maße vorangeschritten“ als bei den Metallbauern, Tischlern und Zimmerern.
Hohes Digitalisierungspotenzial hätten die Gewerke der Metallbauer und Zimmerer, heißt es in der Studie. Die Dachdecker hingegen schätzten ihr Digitalisierungspotenzial als niedriger ein.
Einzelmaßnahmen bei der Digitalisierung mit Potenzial
Auch einzelne Digitalisierungsmaßnahmen haben die IFH-Forscher auf ihr Potenzial im gesamten Handwerk geprüft. Ergebnis: Die Maßnahmen „interne Kommunikation über mobile Endgeräte“ und „Arbeitseinsätze digital koordinieren und planen“ werden von Betrieben als überdurchschnittlich relevant eingeschätzt. Auf diesen beiden Handlungsfeldern gebe es auch das höchste Handlungspotenzial, da hier die Umsetzung vergleichsweise niedrig sei. Ebenfalls hohes Potenzial hätten die Maßnahmen „Digitale Verfügbarkeit von Prozessdaten“ und „Mitarbeiterschulung IT-Sicherheit“.
Mittlere Relevanz messen Betriebe „digitalen Information über Produkte/Dienstleistungen“ bei, so ein weiteres Studienergebnis. Nach Einschätzung der Wissenschaftler erfolgt die Umsetzung dieser Maßnahme wahrscheinlich über eine eigene Website oder Social Media. Allerdings sehen sie in diesem Punkt kein weiteres Digitalisierungspotenzial, da dieses Thema „weitestgehend abgeschlossen zu sein“ scheine.
Vier betriebliche Digitalisierungstypen und was für sie wichtig ist
Manche Handwerksbetriebe seien kaum digitalisiert, andere hingegen stark. Die IFH-Forscher haben bei der Studie insgesamt vier betriebliche Digitalisierungstypen ausgemacht. Auf der niedrigsten Stufe sehen sie Betriebe, die bisher erst wenige Schritte in Richtung Digitalisierung unternommen haben. Erste Digitalisierungsansätze gebe es dort bei der IT-Sicherheit.
Mit aufsteigendem Digitalisierungsgrad zeige sich, dass Betriebe vor allem die Mitarbeitersensibilisierung und -fortbildung vorantreiben. Auf der höchsten Stufe – also bei den stark digitalisierten Betrieben – werde schließlich besonderer Wert auf die Digitalisierung interner Prozesse gelegt.
Die Forscher vermuten, dass Mitarbeiter bei der betrieblichen Digitalisierung ein Kern-Element darstellen könnten. Denn wenn Mitarbeiter geschult seien und ihnen die Möglichkeiten der Digitalisierung bekannt seien, „entfaltet sich womöglich eine Sogwirkung in allen Bereichen des Unternehmens“, heißt es in der Studie.
Digitalisierung: Wofür sich kleine und große Betriebe interessieren
Welchen Einfluss hat der Umsatz auf die Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen? Auch das hat das IFH untersucht. Zentrales Ergebnis aus Sicht der Forscher: Kleine Unternehmen interessieren sich für die Umsetzung von kundenbezogenen Digitalisierungs-Maßnahmen. Die Digitalisierung interner Prozess hingegen sei erst für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 250.000 Euro interessant.
Sind die Ergebnisse der Studie repräsentativ?
Das IFH räumt ein, dass die Studie nicht repräsentativ ist. Da die Daten der Digitalisierungs-Checks verwendet wurden, gebe es „naturgemäß eine Verzerrung hin zu tendenziell größeren, umsatzstärkeren, digitalisierungsaffinen Betrieben“. Allerdings weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass die Ergebnisse nach Unternehmensgrößeklassen gewichtet worden seien, um „ein ausreichendes Maß an Repräsentativität zu gewinnen“.
Die vollständige Studie finden Sie hier.
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