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Inhaltsverzeichnis

Praxisstimme

Mitarbeiterbindung: „Es ist die Mühe wert“

Im Malerfachbetrieb Reckewerth gibt es keine Fluktuation im Team. Malermeister Siegfried Rautenberg erklärt, wie sein Betrieb funktioniert.

Auf einen Blick:

  • Im Malerfachbetrieb Reckewerth gab es seit zwölf Jahren keine Kündigung.
  • Inhaber und Meister Siegfried Rautenberg liegt viel an selbstständigen Mitarbeitern und offener Kommunikation.

Wer mit Malermeister Siegfried Rautenberg über seinen Betrieb spricht, merkt schnell, dass ihm seine Mitarbeiter am Herzen liegen. Im Büro arbeitet „ein Goldstück“, die neun Gesellen und drei Auszubildenden sind „meine Jungs“. Kein Wunder also, dass Rautenberg, der den Betrieb seit zwölf Jahren führt, noch keine Kündigung entgegennehmen musste.

Doch für die zufriedene Stimmung im Malerfachbetrieb Reckewerth in Garbsen bei Hannover gibt es noch mehr Gründe, und die hängen auch mit der Unternehmensgröße und den Kunden zusammen. „Wir sind ein kleiner Betrieb und wir machen auch nur kleinere Projekte“, berichtet Rautenberg. Privatleute, Hausverwaltungen – so setzt sich sein Kundenstamm zusammen. „Wir haben um die 400 Projekte im Jahr. Die kann ich unmöglich alle kontrollieren“, so Rautenberg. Deshalb sei er darauf angewiesen, dass seine Leute sehr selbstständig arbeiten.

Jeden Morgen eine kurze Runde

Und er pflegt eine gute Kommunikation. „Jeden Morgen gibt es bei uns eine kurze Runde, wo jeder schildert, was für den Tag ansteht, wer welches Material braucht, ob ein Team vielleicht unterbesetzt ist.“ Das hilft, die Arbeit einzuschätzen und den Materialverbrauch zu planen. Aber auch die Mitarbeiter profitieren: „Bei der allgemeinen Morgenrunde habe ich festgestellt, dass die Mitarbeiter Informationen gern frühzeitig haben, um sich auf veränderte Gegebenheiten – wie Baustellenwechsel, geänderte Abläufe, Fahrzeugwechsel aus diversen Gründen oder Ähnliches – einstellen zu können“, so Rautenberg. Außerdem können sich die Gesellen untereinander helfen: „Wenn einer ein Problem hat, weiß ein anderer vielleicht die Lösung.“

In diesen Runden gibt der Chef auch gern Kunden-Feedback weiter. „Ich lege zu jeder Rechnung eine Bewertungskarte. Und wenn sich jemand dann meldet, muss das Team das ja auch wissen.“ Da die Firmenautos abends alle wieder auf den Hof zurückkommen, gibt’s auch nachmittags immer eine kurze Rückmeldung an den Chef, wie der Tag gelaufen ist.

Feedback und Fortbildung sind wichtige Elemente

Grundsätzlich sei ihm Feedback wichtig, betont Rautenberg: „Am meisten erreicht man mit ehrlichem Lob und konstruktiver Kritik.“ Er versuche, seine Leute bei der Ehre zu packen, wenn etwas mal nicht so gut gelaufen ist – frei nach dem Motto: Sie als Profi können das doch besser! „Und wenn mir etwas positiv auffällt, spreche ich das auch an.“

Die Reaktion der Mitarbeiter beschreibt der Chef als „menschlich“. Natürlich freut ein Lob mehr als Kritik. Doch auch, wenn zunächst Entschuldigungen gesucht werden: „Schlussendlich sind die Mitarbeiter in 95 Prozent der Fälle einsichtig, wenn die Kritik konstruktiv war“, sagt Rautenberg. „Ich merke es an Hinweisen der Mitarbeiter zu einem späteren Zeitpunkt.“

Auch für fachliche Fortbildung ist gesorgt. Rund alle zwei Monate gibt es einen Stammtisch mit einem Experten. „Alle sind um 15.30 Uhr auf dem Hof, ich zahle bis 16.15 Uhr“, berichtet der Malermeister. 20 bis 30 Minuten gibt es einen Fachvortrag, etwa von einem Farbenhersteller. Der Rest der Zeit dient dem Austausch untereinander. Brötchen und alkoholfreies Bier stellt der Betrieb. „Das ist wie eine Mini-Fortbildung, bei der auch ich immer etwas lerne“, meint Rautenberg.

Entlohnung nach Tarif plus individueller Jahresprämie

Und wie sieht’s mit dem Geld aus – muss man mehr zahlen, damit die Leute bei der Stange bleiben? „Als Innungsbetrieb zahle ich Tarif“, sagt Rautenberg. Keiner bekommt mehr oder weniger. Allerdings gibt es als zusätzliche Leistung eine Prämie am Ende des Jahres – wenn der Betrieb Gewinn gemacht hat. Die Höhe bemisst sich individuell nach der Anzahl der produktiven Stunden, die jeder geleistet hat und nach einer Bewertung der Arbeitsleistung, die Rautenberg vornimmt. „Meine Leute sehen, dass sich Leistung lohnt – das empfinde ich als gerecht“, meint der Unternehmer.

Samstagsarbeit nur, wenn es sein muss

Auch was die Arbeitszeiten angeht, versucht Rautenberg, Flexibilität zu ermöglichen. „Wir haben zwar keine Gleitzeit, aber ein Arbeitszeitkonto“, berichtet er. Wenn Überstunden gemacht werden müssen, können sie auch abgefeiert werden. Außerdem versucht der Betrieb, auch im Sommer Samstagsarbeit zu vermeiden. „Das machen wir nur, wenn es unbedingt sein muss. Und dann ziehen die Jungs auch mit.“

„Es ist immer ein Geben und Nehmen mit einem Team“, fasst Rautenberg zusammen. Und man braucht Ausdauer: „Aber es ist die Mühe wert.“

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