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Frau im Blaumann in der Autowerkstatt

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Politik und Gesellschaft

Frauen im Blaumann - nicht immer akzeptiert

Wenn Christina Fingerhut zu Kunden kommt oder nach Feierabend einkaufen geht, zieht sie die Blicke auf sich. Für die Handwerksmeisterin ist der Blaumann normal, für viele andere offenbar noch nicht.

Auf einen Blick:

  • Der Blaumann ist ihre Arbeitskleidung. Was für Christina Fingerhut normal ist, sorgt bei Kunden und in der Öffentlichkeit für Aufsehen.
  • Die SHK-Meisterin hat viel positives Feedback von Kunden und Mitmenschen bekommen. Aber auch dumme Sprüche von männlichen Kollegen hat sie erlebt.
  • Erst an der zweiten Berufsschule wurde die junge Frau akzeptiert. Ihr Wunsch: Mehr Toleranz für Frauen in Männerberufen.

Seit dem ersten Arbeitstag im elterlichen Betrieb ist ihre Arbeitskleidung ein Blaumann. „Ich war schon als Kind immer mit im Betrieb. Auch damals hatte ich diese typische Handwerker-Kleidung an“, berichtet Christina Fingerhut. Mit 16 Jahren begann sie die Ausbildung im SHK-Handwerk. Dieses Jahr im Mai legte sie die Prüfung zur Installateur- und Heizungsbaumeisterin ab. Die junge Frau fühlt sich wohl in ihrem Beruf.

Positive Resonanz auf Meisterin im Blaumann

Christina Fingerhut ist fragende Blicke an der Supermarktkasse gewöhnt. „Oft sprechen mich Leute direkt an und fragen, was ich arbeite. Viele sind erstaunt, dass ich als Frau einen Blaumann trage, meinen das aber positiv“, berichtet sie. Gern erzähle sie auf Nachfrage von ihrem Beruf und warum sie ihn gewählt hat.

Anerkennung bekommt die Handwerksmeisterin auch für ihre Leistung bei Kunden vor Ort. Oder dafür, dass sie sich als Installateur- und Heizungsbaumeisterin in einer von Männern dominierten Branche behauptet.

Negative Erfahrungen in der Berufsschule

Dass Frauen im Blaumann noch nicht die Regel sind, hat die Frau aus Büren in Nordrhein-Westfalen auch in der Meisterschule zu spüren bekommen. Fingerhut war die einzige weibliche Anwärterin auf den Meistertitel. Gestört hat sie das nicht.

Mehr Probleme hingegen hatte Fingerhut mit einigen Lehrern in der Berufsschule. Sie nahmen sie erst gar nicht dran oder gaben ihr schlechtere Noten bei gleicher Punktzahl, weiß die junge Frau zu berichten. Die männlichen Kollegen seien bei einigen Lehrkräften bevorzugt worden, ist sich die Handwerkerin sicher.

Sie wechselte schließlich die Berufsschule und hatte mehr Glück: Ihren Notendurchschnitt verbesserte sie in einem Jahr von 5 auf 2. An ihrer Leistung lagen die schlechten Noten wohl nicht.

Abwertende Kommentare von männlichen Kollegen anderer Gewerke auf Baustellen ist die SHK-Meisterin gewöhnt. „Da stehe ich drüber“, sagt sie selbstbewusst. Mit treffenden Sprüchen könne sie den Männern locker Paroli bieten. Zudem ist sie sich der Unterstützung ihrer Eltern und Kollegen im Betrieb sicher.

Manche Kunden akzeptieren keine Frau im Blaumann

Es komme auch vor, dass Kunden nicht wollen, dass die Handwerkerin Aufträge bei ihnen ausführt. „Das ist zum Glück selten, aber das gibt es tatsächlich“, sagt Fingerhut. Wie sie darauf reagiert? „Locker bleiben.“

Und: „Wer mich nicht will, muss warten, bis ein Kollege Zeit hat“, betont sie. Das könne momentan einige Wochen dauern. Aber damit müssten die Kunden dann leben, wenn sie nicht bereit seien, ihre Vorurteile zu überdenken.

„Wir haben genug Aufträge. Ich fahre dann zu anderen Kunden“, sagt die 23-Jährige. Sie hofft, dass die Akzeptanz von Frauen in Männerberufen steigt. Und dass es irgendwann als normal angesehen wird, dass Frauen im Blaumann auftauchen.

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