Wie viel Mediennutzung ist normal und was ist grenzwertig? Das im Betriebsalltag herauszufinden, ist nicht immer leicht.
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Wie viel Mediennutzung ist normal und was ist grenzwertig? Das im Betriebsalltag herauszufinden, ist nicht immer leicht.

Inhaltsverzeichnis

Digitale Abhängigkeit

4 Fragen und Antworten: So gehen Sie mit digitaler Sucht im Betrieb um

In den Pausen, auf der Baustelle und im Auto haben Ihre Mitarbeitenden ständig das Handy vor der Nase? Ist das normal oder hat das Suchtpotenzial? So finden Sie es heraus und steuern dagegen.

Auf einen Blick:

  • Ob die intensive Nutzung von Smartphones und anderer digitaler Medien normal ist oder schon ein Suchtverhalten, kann man auf den ersten Blick nicht erkennen.
  • Sind Ihre Mitarbeitenden aber häufig übermüdet, gereizt oder vernachlässigen sogar ihren Job oder ihre Familie, könnten das Warnsignale sein.
  • Es gibt noch weitere Anzeichen von digitaler Sucht, die Arbeitgeber ernst nehmen sollten.
  • Betriebe können Suchtprävention in Anspruch nehmen, Medienkompetenz fördern oder auch die Gesundheitskompetenz ihrer Angestellten stärken.

Smartphones und Tablets sind im Betriebsalltag und in der Freizeit von Handwerkern nicht mehr wegzudenken. Sie bieten viele nützliche Anwendungen und ersparen Betrieben viel Zeit im Baustellenmanagement und der Kommunikation.

Doch die häufige und intensive Nutzung sowie die ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit bringen auch Risiken mit sich. So kann es sein, dass Mitarbeitende Entzugssymptome zeigen, weil sie einer so genannten digitalen Sucht unterliegen.

1. Wo kommt digitale Sucht vor?

„Digitale Sucht kommt nicht nur bei Jugendlichen vor, sondern in allen Altersstufen“, sagt Markus Rhein, Technologieberater der BTQ Kassel im ver.di Bildungswerk Hessen. Zudem betreffe die Sucht unterschiedliche Medien. Bei Männern sei die Suchtgefahr vor allem im Gaming-Bereich besonders hoch, bei jüngeren Frauen liege die Gefährdung eher im Bereich der Social-Media-Nutzung.

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Da in allen Lebensbereichen die Nutzung verschiedener Medien zugenommen habe, steige auch die Gefahr, dass Menschen davon abhängig werden. „Dienstliche Smartphones sind weit verbreitet, beispielsweise für die Nutzung von Chats zur internen Kommunikation und im Kundenkontakt, Social Media und Online-Kommunikation über die verschiedensten Plattformen“, sagt Rhein. Durch die verstärkte Nutzung digitaler Anwendungen im Arbeitsalltag und im privaten Bereich treten Suchterscheinungen mit entsprechenden Verhaltensänderungen seiner Erfahrung nach bei Beschäftigten aller hierarchischen Ebenen auf.

2. Was verstärkt die Suchtfaktoren?

Einige Punkte befördern den übermäßigen Medienkonsum, weiß der Technologieberater:

  • ununterbrochene Kommunikation,
  • die ständige Verfügbarkeit und Erreichbarkeit,
  • unendliches Scrollen oder der „Pull-to-Refresh“-Effekt (das bedeutet so viel wie ständiges Aktualisieren),
  • Belohnungssysteme in Apps oder Social Media.

3. Was können Anzeichen von digitaler Sucht sein?

Suchterscheinungen äußern sich in verschiedenen Formen, beispielsweise in:

  • Müdigkeit,
  • Gereiztheit,
  • dem Verschleiern von Suchterscheinungen,
  • Lügen und Rechtfertigungen,
  • Rückzug der Person oder
  • körperlichen Symptomen.

4. Wie können sich Arbeitgeber bei Suchtfällen verhalten?

„Betriebe können präventiv unterstützen, indem sie ihre Mitarbeitenden in allen Ebenen sensibilisieren“, rät Rhein. Sowohl die Führungskräfte, alle anderen Beschäftigten als auch einen möglicher Betriebsrat sollten angesprochen werden. Präventionsmaßnahmen gebe es zahlreiche, einige Beispiele nennt der Berater:

  • Förderung von Medienkompetenz
  • Unterstützung von außerbetrieblichen Experten – beispielsweise den Betriebsarzt, einen Suchtbeauftragten oder einen Präventionsberater der Krankenkasse
  • Nutzung digitaler Medien auf die Zweckmäßigkeit hin prüfen: Welche Medienkontakte sind wirklich erforderlich?
  • Suchtprävention in das betriebliche Gesundheitsmanagement integrieren
  • eine Ansprech- oder Vertrauensperson für soziale- oder Suchtfragen benennen
  • Einbindung der betrieblichen Mitbestimmung von Anfang an

Betriebsinhaber sollten zudem sensibel mit dem Thema umgehen. „Achten Sie darauf, dass Betroffene nicht bloßgestellt oder stigmatisiert werden“, betont Markus Rhein. Zudem sollten sie darauf achten, dass sie dennoch ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und das Wohl der Mitarbeitenden im Blick haben.

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