Mit Bots effizienter im Büro: Prozessautomation kann wiederkehrende Aufgaben auch im Handwerk übernehmen.
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Mit Bots effizienter im Büro: Prozessautomation kann wiederkehrende Aufgaben auch im Handwerk übernehmen.

Inhaltsverzeichnis

Digitalisierung + IT

5 Tipps für mehr digitale Effizienz im Handwerk

Digitales Aufmaß, Datenbrillen fürs Team oder ein Bot im Büro? Im Handwerk gibt es viele Wege, die Produktivität zu steigern. 5 Lösungen, die Sie kennen sollten.

Auf einen Blick:

  • Das digitale Aufmaß ist in vielen Handwerksbetrieben derzeit ein wichtiges Thema. Doch eigentlich ist derzeit alles gefragt, was Zeit spart und Fehler reduziert, zum Beispiel Datenbrillen und Cobots.
  • Auch für das Handwerksbüro gibt es längst Lösungen, die den Alltag kräftig erleichtern. Vor allem eine Software spielt schon jetzt eine wichtige Rolle.

1. ERP: durchgängige Branchensoftware spart Suchkosten

„Software bietet das größte Potenzial für Effizienzsteigerungen im Handwerk, denn auf ihr baut alles auf“, sagt Uwe Brehl, auf Digitalisierung spezialisierter BIT-Berater der Handwerkskammer Hannover. Deswegen sei die richtige Software der „Dreh- und Angelpunkt“ aller Überlegungen in allen Handwerksbetrieben. Die Auswahl an Software ist allerdings riesig, wie setzt man da die Prioritäten?

Ideal sei eine Software, die möglichst viele Aufgaben abdeckt: Angebote, Aufträge, Rechnungen, Einkauf, Lagerhaltung, Personalverwaltung, Dokumentenmanagement … Solche Programme werden als Enterprise Ressource Planing (ERP) bezeichnet. „Für das Handwerk gibt es schon eine Menge gewerkespezifische Branchenlösungen, die dazu in der Lage sind“, berichtet Brehl.

ERP-Software spare „viel Zeit, weil man Informationen nicht mehr in verschiedenen Systemen einpflegen, aktualisieren und suchen muss“, sagt der Berater. Zum gleichen Ergebnis könnten auch Programme führen, die als „Insellösungen“ fungieren und miteinander vernetzt werden. Doch „sobald ein Softwareanbieter ein Programm aktualisiert, können Schnittstellenprobleme zu den anderen Programmen auftauchen.“ Mit der Anpassung seien viele Softwarehäuser dann überfordert.

Brehl empfiehlt bei der Softwareauswahl ein „systematisches Vorgehen“: Was soll die Software jetzt können, was in Zukunft? Passt eine Standard-Branchensoftware oder ist eine Eigenentwicklung sinnvoll? Sein Tipp: „Fragen Sie den Digitalisierungsberater Ihrer Handwerkskammer.“

2. Digitales Aufmaß spart Zeit und reduziert Fehler

Groß sei das Interesse in den Bau- und Ausbaugewerken derzeit am digitalen Aufmaß, berichtet Brehl. Dadurch könnten Handwerksbetriebe viel Zeit einsparen und Fehler deutlich verringern, wenn die Daten zur Weiterverarbeitung direkt in die Software eingespielt werden. Die Technik sei ausgereift und lasse sich teilweise sogar per Smartphone anwenden.

Die Wahl der passenden Methode, Software und Hardware hänge davon ab, wie genau die Daten sein müssen. Laser- und Radarscan seien zwar genauer.  Doch im Außenbereich sei Photogrammetrie manchmal besser geeignet, „weil das oft über GPS-Ortung läuft, wenn zum Beispiel eine Drohne GPS-Koordinaten automatisch abfliegt“.

Die Technik sollte zum Einsatzgebiet im Betrieb passen: Um welche Aufgaben geht es und wie genau müssen die Messwerte sein? „Daraus ergibt sich, welche Technologie man benötigt und davon hängt der Investitionsbedarf ab“, sagt Brehl.

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3. Datenbrillen: Mitarbeitende schulen und unterstützen

Auch für Datenbrillen sieht Brehl schon jetzt viele Einsatz- und Einsparmöglichkeiten im Handwerk. Zwei Szenarien fallen ihm dafür sofort ein:

  • Schulung der Mitarbeitenden: AR-Brillen können viele Gewerke zur Schulung einsetzen. Soll ein Geselle zum Beispiel ein ihm bisher unbekanntes Klimagerät warten, so könnte er sich die Wartungsschritte vorher mit einer AR-Brille anschauen und dabei die Handgriffe üben – bei Bedarf auch mehrmals und in anderen Sprachen. „Diese Übungen sind viel realitätsnäher als das, was ein Schulungsvideo bieten kann“, sagt Brehl. Dadurch spare der Einsatz solcher Datenbrillen viel Zeit für Erklärungen. „So kann auch ein Azubi zum Beispiel die Arbeit an der Kreissäge erst einmal mit der AR-Brille ohne Verletzungsrisiko üben“, ergänzt der BIT-Berater.
  • Unterstützung bei Außeneinsätzen: Handwerksbetriebe könnten durch Datenbrillen auch im Außeneinsatz viel Zeit sparen. Brehl denkt dabei zum Beispiel an SHK-Handwerker, Elektriker, Tischler und Metallbauer. Stößt ein Geselle zum Beispiel bei der Installation eines Klimagerätes auf ein Problem, kann er den Meister mit Hilfe einer Datenbrille dazu holen. „Der Meister im Büro sieht, was der Geselle sieht, kann ihm bei der Arbeit Tipps geben und der Geselle kann sie sofort umsetzen, weil er durch die Brille beide Hände frei hat“, beschreibt Brehl den Vorteil. Das spare eine Menge Zeit bei Außeneinsätzen – vor allem dann, wenn die Alternative darin besteht, dass der Meister zur Baustelle fährt und der Geselle so lange nicht weiterarbeiten kann.

4. Cobots entlasten bei monotonen Aufgaben

Sogenannte Cobots können standardisierte, sich ständig wiederholende Aufgaben in Handwerksbetrieben übernehmen und damit Fachkräfte entlasten. Das gilt insbesondere für monotone und gesundheitsschädliche Aufgaben, zum Beispiel beim Lackieren, Schleifen oder Palettieren, betont Brehl.

Im Vergleich zu Industrierobotern seien Cobots kleiner, flexibler einsetzbar und nicht zuletzt deutlich günstiger. Die Kosten seien allerdings immer noch erheblich: Inklusive Greifarm, Software und Integrationskosten müssten Handwerker mit mindestens 40.000 Euro rechnen.

Ob sich die Investition lohnt, hänge daher vom Einsatzszenario ab, sagt Brehl. Woran Betriebsinhaber dabei auch denken sollten: Neben den Produktivitätsvorteilen zahle die Technik auch auf die Attraktivität des Betriebs bei Kunden, Mitarbeitenden und Azubis ein.

5. RPA: Bots machen das Büro schlanker

Immer wiederkehrende Aufgaben lassen sich auch im Büro effizienter gestalten: Software-Roboter, auch Bots genannt, können solche Tätigkeiten übernehmen. Das gilt vor allem für einfache, zeitintensive Arbeitsschritte, die Daten und Ereignisse betreffen.

„Wenn ich eine gute Softwarelösung habe, könnte ich zum Beispiel einen Bot damit beauftragen, alle eingehenden Mails von Kunden den richtigen Aufträgen zuzuordnen, an die richtigen Ansprechpartner weiterzuleiten, Terminvorschläge zu machen und und und … “, sagt Brehl. „Ich könnte auch einen Bot anweisen, jeden Montagmorgen bestimmte Finanzkennzahlen aus meiner Software zu ziehen und mir zu schicken“, beschreibt er ein anderes Szenario.

Als „Robotic Process Automation“ (RPA) wird die Technik bezeichnet: Prozessautomatisierung mit einem Softwareroboter. Dafür sind laut Brehl keine Programmierkenntnisse erforderlich: „Da sucht man sich eine No- oder Low-Code-Plattform und baut Schritt für Schritt die Prozesse auf, die man braucht.“ Das sei schon für wenig Geld möglich.

Ein weiteres Anwendungsszenario: Ganz viele Betriebe übernähmen Daten aus verschiedenen Programmen und verarbeiteten sie in Excel – oder umgekehrt. Diese händische Arbeit könne der Bot übernehmen. „Da kann man zuschauen, wie der Bot das macht. Das ist ein bisschen gespenstisch – aber er trägt die Daten genau dort ein, wo man es selbst machen würde“, der Berater.

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