Auf einen Blick:
- Unser Gehirn ist darauf programmiert, Negatives stärker wahrzunehmen als Positives. In stressigen Zeiten tut uns das nicht gut. Bewusst Erfolge zu genießen, sorgt für mehr Glückshormone und macht uns gelassener.
- Es muss nicht immer das große Ziel sein. Auch viele kleine erreichte Ziele sind ein Erfolg. Schärfen Sie Ihren Blick dafür, in dem Sie Erfolge aufschreiben oder darüber sprechen – und das gute Gefühl genießen.
Erfolge feiern – warum ist das wichtig?
„Unser Gehirn speichert negative Erlebnisse deutlich besser als positive“, sagt Eva Knoche, Coach und Beraterin aus Hannover. „Die Folge ist, dass wir uns zwar wunderbar daran erinnern, was alles in der Vergangenheit schief gegangen ist – aber kaum an das, was uns gut gelungen ist.“
Das hat durchaus seinen Sinn: Das Gehirn schützt uns so davor, uns in Gefahr zu begeben. Doch in fordernden Zeiten reihen wir Aufgabe an Aufgabe aneinander – und fokussieren uns auf die, die unerledigt bleiben oder schief gehen. Stress oder ein Burnout können die Folge sein.
Genau davor schützen uns unsere Erfolge, wenn wir sie wahrnehmen. „Positive Gedanken und Gefühle lösen im Gehirn die Ausschüttung von Glückshormonen aus. Das macht uns gelassener und zufriedener“, sagt Knoche.
Gleichzeitig können wir den Blick für die eigenen Stärken schärfen. „Wir neigen dazu, Dinge herunterzuspielen, die uns leicht fallen und deshalb gut gelingen“, meint die Beraterin. „Stattdessen spiegeln sie aber unsere Stärken wider, an denen wir uns freuen können und auf die wir stolz sein dürfen.“
Das Gehirn braucht Übung, um Erfolge zu erkennen
Dass sich unser Gehirn auf Negatives konzentriert ist, lässt sich ändern. Ganz leicht ist es allerdings nicht. „Die Positive Psychologie geht davon aus, dass wir mindestens drei positive Erlebnisse brauchen, um ein negatives auszugleichen“, sagt Beraterin Knoche. Es brauche deshalb Übung und ein bisschen Zeit, um sich den Blick auf das Positive anzutrainieren.
Sie hat vier einfache Tipps, mit denen Sie starten können.
Tipp 1: Schreiben Sie es auf
„Wir nehmen uns nicht die Zeit, innezuhalten und uns an den Zielen zu freuen, die wir erreicht haben“, sagt Knoche. Bedeutet: Es muss gar nicht immer eine riesige Aufgabe fehlerfrei abgeschlossen werden, um als Erfolg zu gelten. „Erfolge zeigen sich auch in den vermeintlich einfachen Aufgaben, die wir jeden Tag erledigen“, ist Knoche überzeugt: den Arbeitstag vorbereitet, flexibel auf eine neue Situation reagiert, ein gutes Kundengespräch geführt.
Um den Blick darauf zu schärfen, empfiehlt sie, erledigte Aufgaben, also Erfolge, aufzuschreiben. „Das kann in einem schönen Büchlein sein oder als Notiz im Handy – allein die Verschriftlichung sorgt schon dafür, dass wir den positiven Moment noch einmal erleben.“ Wer sich dann in diesem Gefühl einen Moment vergegenwärtigt, kann spüren, wie positive Emotionen durch den Körper strömen. Und natürlich lassen sich die aufgeschriebenen Erfolge auch mehrfach lesen.
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Tipp 2: Sprechen Sie drüber
Schreiben ist nicht Ihr Ding? Dann halten Sie Ihre Erfolge fest, in dem Sie darüber sprechen. „Suchen Sie sich einen Freund oder einen Kollegen und halten Sie zusammen Rückschau: Was ist Ihnen in der letzten Zeit gut gelungen? Was haben Sie – falls etwas schief gegangen ist – gelernt?“, lautet ein weiterer Tipp der Resilienztrainerin. So ein Austausch biete sich auch im Betrieb an: „Sie können mit Ihrem Team sammeln: Was ist gut gelaufen? Was nehmen wir als Aufgabe mit?“
Der Vorteil: Sie teilen Ihre Freude am Erfolg mit anderen. „Das positive Gefühl der anderen löst dann auch bei uns positive Emotionen aus“, sagt Knoche.
Tipp 3: Belohnen Sie sich
Sie haben eine große Aufgabe geschafft, einen vollen Tag überstanden oder eine Kleinigkeit erledigt, die Sie schon lange vor sich hergeschoben haben? Dann feiern Sie diesen Erfolg, in dem Sie sich belohnen. „Es muss nichts Großes sein – ein ruhige Tasse Kaffee oder ein Moment in der Sonne, in dem man sich seinen Erfolg vergegenwärtig, reicht schon aus“, betont Knoche.
Bei größeren Erfolgen dürfen Sie sich natürlich auch spektakulärer feiern. „Tun Sie etwas, was Ihnen gut tut“, so die Beraterin. „Und wenn es eine Teamleistung war, hindert Sie niemand daran, auch die anderen teilhaben zu lassen.“
Tipp 4: Wechseln Sie die Perspektive
Nicht jeder Tag ist gepflastert mit Erfolgen – manchmal klappt nichts. „Dann versuchen Sie einen Perspektivwechsel als Denkübung“, empfiehlt Knoche. „Wenn der Tag sehr stressig, sehr bewegt ist, können Sie es umdeuten in: Ich musste heute sehr flexibel sein. Oder: Ich habe gelernt zu improvisieren“, nennt sie ein Beispiel. Schon verbindet man damit eher eine Stärke und letztlich einen Erfolg, auch wenn gefühlt nichts nach Plan lief.
„Letztlich ist es meine Entscheidung, ob ich die Dinge von der positiven oder der negativen Seite betrachte“, so Knoche. Oder anders ausgedrückt: „Es ist nicht immer alles top, aber es gibt immer etwas, das top ist.“
Sie haben diesen Artikel bis zum Ende gelesen? Wenn das mal kein Erfolg ist! Sie dürfen sich jetzt auf die Schulter klopfen.
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