Auf einen Blick:
- Mitarbeitende erwarten von Ihnen eine Kommunikation auf Augenhöhe. Wenn Sie Wertschätzung und Respekt vermissen lassen, frustrieren Sie nicht nur Ihr Team, sondern riskieren Kündigungen und einen schlechten Ruf als Arbeitgeber.
- Killersätze für die Motivation rutschen Ihnen dennoch schnell über die Lippen? Der Grund: Meist hat man sie selbst oft gehört hat und gibt sie automatisch in Stresssituationen wieder – so wie unsere 4 Klassiker.
- Warum die Killersätze ein No-Go sind und wie Sie Ihre Botschaft besser rüberbringen, ohne die Mitarbeitern zu verprellen, zeigen unsere Tipps.
Killersätze klingen oft harmlos, sollten Ihnen aber im Umgang mit Mitarbeitenden besser nicht über die Lippen kommen: „Gerade jüngere Mitarbeiter lassen sich vom Chef nicht mehr viel gefallen. Sie erwarten Kommunikation mit Respekt“, sagt Unternehmensberater und Coach Mathias Siemann aus Braunschweig. Fühlen sich solche Mitarbeitenden schlecht behandelt, suchen sie sich schnell einen anderen Job. Außerdem spricht sich ein schlechtes Betriebsklima schnell herum und zerstört Ihren Ruf als Arbeitgeber: Neue Mitarbeitende zu finden, wird dann schwer.
„Natürlich haben Sie das Recht als Chef, Fehlverhalten anzusprechen, Standards einzufordern oder auch abstruse Ideen abzulehnen“, betont Siemann. „Aber auf den Ton kommt es an!“ Oft seien sich Chefs der Wirkung ihrer Worte aber gar nicht bewusst. Die vier schlimmsten Killersätze, warum sie so fatal wirken und wie Sie es besser machen können.
Killersatz 1: „Das haben wir immer schon so gemacht!“
Gerade eben stand die junge Mitarbeiterin noch mit leuchtenden Augen vor Ihnen und schilderte ihre Idee, wie ein Arbeitsablauf effizienter sein könnte. Nach Ihrem Kommentar zieht sie frustriert ab. Dabei haben Sie doch nur darauf hingewiesen, dass Sie diese Idee nicht brauchen, denn: „Das haben wir immer schon so gemacht!“
„Vertrautes und Routinen geben uns Sicherheit: Das kann ich und das funktioniert. Vor allem in stressigen Situationen wollen wir Unsicherheit und Risiko vermeiden“, erklärt Siemann, warum uns dieser Killersatz schnell über die Lippen kommt.
Doch die Wirkung auf die Mitarbeiterin ist eine ganz andere: Sie erlebt geringe Wertschätzung für ihre Idee und nimmt die Ablehnung womöglich persönlich. Die Killerphrase sorgt allerdings nicht nur für Frust: „Damit hemmen Sie Optimierung, Innovation und Kreativität im Betrieb“, so der Berater.
Besser: „Sie müssen nicht jede Mitarbeiter-Idee umsetzen, aber Offenheit signalisieren sollten Sie schon. Deshalb fragen Sie nach: Wie genau stellst Du dir das vor? Ermutigen Sie: Lass es uns mal ausprobieren. Überlegen wir mal, wie es funktionieren könnte“, rät Siemann.
Killersatz 2: „Stell dich nicht so an, da musste ich auch durch!“
Der Azubi soll die Werkstatt fegen und hat dazu erkennbar keine Lust. Nicht zum ersten Mal müssen Sie ihn ermahnen. Und da rutscht er Ihnen raus, der Killersatz: „Stell dich nicht so an, ich musste da auch durch.“ Hm, glücklicher schaut er jetzt nicht drein.
„Hinter diesem Satz steckt das Gefühl, dass es den anderen auch nicht besser gehen soll als mir“, erklärt Siemann. „Wir greifen auf Muster zurück, die wir selbst gelernt haben und hinterfragen dabei nicht, ob sich seit der eigenen Ausbildung einiges geändert hat.“ Und mal ehrlich: Mit fröhlichem Gesicht haben Sie damals auch nicht die Halle gefegt.
Gleichzeitig demonstrieren Sie Ihre Macht als Chef und pochen auf die Hierarchie, statt zu überzeugen.
Besser: „Erklären Sie, warum auch eine Arbeit wie Fegen notwendig ist, und stellen Sie dabei den Anteil heraus, den das Thema Sauberkeit an einer guten Leistungserbringung hat“, empfiehlt Siemann. Gerade die Generation Z verlange nach Erklärungen, warum Aufgaben erledigt werden sollen. „Erklären Sie auch, warum es bei Ihnen Azubi-Aufgabe ist, die Halle zu fegen. Aber bitte nicht mit dem Killersatz: Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“
Killersatz 3: „Sieh zu, dass du fertig wirst!“
Die Zeit drängt, doch das Team kommt nicht voran. Dabei stehen Sie schon jetzt unter Stress. Also treiben Sie Ihr Team an: „Bewegt euch und seht zu, dass ihr fertig werdet.“ Schließlich sind die Auftragsbücher voll, der nächste Kunde wartet schon und eine Beschwerde ist das letzte, was Sie heute noch brauchen.
Ja, es ist nachvollziehbar, dass Sie Druck weitergeben möchten. In Ordnung ist es nicht. „Führung bedeutet, den Menschen, die mich auf meinem beruflichen Weg begleiten, mit Respekt zu begegnen“, betont Siemann. „Es ist Ihre Aufgabe, für Umsatz und Gewinn zu sorgen und dafür die Rahmenbedingungen zu setzen. Aber Sie sollten dabei eine respektvolle Haltung gegenüber Ihrem Team wahren.“
Denn bei Ihren Mitarbeitenden kommt mit so einer Antreiber-Rhetorik genau das Gegenteil an: Der Chef hat keinen Respekt für unsere Art zu arbeiten und setzt uns unter Stress. Und am Ende sind wir noch Schuld, wenn uns wegen des Zeitdrucks Fehler unterlaufen. Von Motivation ist dann keine Spur mehr zu finden.
Besser: „Versuchen Sie, trotz des Zeitdrucks wertschätzend zu kommunizieren“, sagt Siemann. Er rät zu Formulierungen wie: „Wir sollten das bis heute Abend fertigstellen, dann können wir morgen ausliefern und eine Rechnung schreiben. Glaubst du, dass du das hinbekommst?“ So nennen Sie einen Grund für den Zeitdruck und beziehen die individuelle Arbeitsweise des Mitarbeiters mit ein.“
Killersatz 4: „Wie läufst Du denn schon wieder rum…?“
Nein, so hätten Sie als Azubi nicht zur Arbeit kommen dürfen: Loch in der Hose, seltsame Frisur und eine erstaunliche Farbzusammenstellung. „Wie läufst Du denn wieder rum“, pflaumen Sie Ihren Lehrling an – und der zieht prompt ein Gesicht, als würde er direkt wieder nach Hause gehen wollen. Motivierte Arbeit ist da heute nicht zu erwarten.
„In Ihrem Betrieb gelten Ihre Werte und Standards“, stellt Siemann klar. „Aber eigene Wertmaßstäbe auf andere zu übertragen, ist nicht in jedem Lebensbereich in Ordnung.“ Oder fürchten Sie Ärger mit den Kunden, wenn Ihr Azubi aussieht wie ein Papagei?
„Beim Azubi kommt jedenfalls folgende Botschaft ab: ,Meine Vorlieben und mein Aussehen werden ohne Begründung nicht respektiert‘“, so Siemann. „Das nimmt jeder schnell persönlich.“
Besser: Sie müssen deshalb noch lange nicht jedes Outfit gut finden. „Wichtig ist, dass Sie eine Begründung für Ihre Einwände haben“, so Siemann. „ So könnten Sie sagen: Interessantes Outfit, aber hast du auch an die Arbeitssicherheit gedacht und an den Kunden, der vielleicht andere Vorstellungen hat?“
Tipp: Sie wollen alle wichtigen Meldungen zum Thema Mitarbeiterführung erhalten? Dann abonnieren Sie den handwerk.com-Newsletter. Jetzt anmelden!
Auch interessant: