Auf einen Blick:
- Der Handwerksbetrieb PV Green wuchs in knapp zwei Jahren von 0 auf 54 Mitarbeiter. Für Gründer Fabio Katzor bedeutet dies, 80 Stunden Arbeit ohne fertig zu werden.
- Er steuerte um: Der Betrieb legte für alle wiederkehrenden Aufgaben neue Arbeitsprozesse und Aufgabenpakete fest.
- Mittlerweile arbeitet Katzor nicht mehr im Tagesgeschäft, sondern kümmert sich um die Unternehmensentwicklung und die Abeitgebermarke.
Energiekrise, Klimawandel, hohe Strompreise – die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen ist zuletzt deutlich gestiegen. Das spürte auch der junge Handwerksbetrieb PV Green, der Planung, Errichtung und Anschluss von PV-Anlagen als Komplettpaket anbietet. Entsprechend rasant war das Wachstum: Gegründet im September 2021 beschäftigt er knapp zwei Jahre später 54 Mitarbeitende.
Doch das schnelle Wachstum hatte seinen Preis. „Ein halbes Jahr nach der Gründung hatten wir gut 20 Mitarbeitende. Ab dem Punkt war ich im Hamsterrad“, sagt Fabio Katzor, einer der Gründer. „Ich war an allem beteiligt, aber nirgendwo richtig, habe 80 Stunden die Woche gearbeitet und doch nicht alles geschafft.“
Entscheidungen habe er aus Zeitmangel auch mal unüberlegt getroffen: „Und das waren dann nicht immer die besten.“ Die Qualität habe gelitten, das habe nicht zur Unternehmensphilosophie gepasst. „Wir wollen die Besten sein“, betont der Gründer.
Von Anfang an ist klar, wieviel Aufwand ein Auftrag bedeutet
So begann PV Green, sich zu strukturieren. „Wir haben wiederkehrende Abläufe identifiziert und für jeden einen Prozess aufgebaut“, berichtet der 26-Jährige. Arbeitspakete wurden dem Aufwand entsprechend nach Kleidergrößen definiert, von S bis L.
„Bei den Elektroarbeiten bedeutet S, dass die PV-Anlage auf einem Neubau errichtet wird, in dem der Anschluss ohne größere Arbeiten erfolgen kann“, erläutert Katzor. „M bedeutet zum Beispiel, dass im Schaltschrank zu wenig Platz ist und ein zusätzlicher Anschluss erfolgen muss. Bei L muss dann ein komplett neuer Schaltschrank her und XL wäre eine individuelle Lösung beim Anschluss, die noch größere Arbeiten erfordert.“
Nach diesem Schema habe das Unternehmen alle Leistungen eingruppiert, mit klaren Kriterien. „Wir wissen dann von Anfang an, welcher Auftrag wie viel Aufwand bedeutet. Ein Mitarbeiter im Vertrieb kann nach zwei Wochen Schulung beim Kunden das richtige Angebot machen“, erläutert Katzor die Vorteile. Da das Unternehmen von Anfang an auf Digitalisierung gesetzt hat, sind alle Aufträge und ihr Stand über die Unternehmenssoftware transparent.
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Neuorganisation: Fehler waren am Anfang keine Seltenheit
Der Übergang war allerdings nicht einfach. „Es war viel Aufwand, die Prozesse zu definieren und nicht alles hat sofort funktioniert“, erinnert sich Katzor. „Manche Fehler passierten fünf Mal hintereinander, da bin ich dann auch mal nachts in den Betrieb gefahren und habe ein Schulungsvideo aufgenommen.“
Wichtig sei dem Gründerteam immer gewesen, alle Mitarbeitenden einzubeziehen und Fehler offen anzusprechen. „Es musste nicht von Anfang an perfekt sein – auch die Schulungsvideos nicht“, betont Katzor. „Aber alle sollten Fehler offen ansprechen können, damit wir daraus lernen.“
Eine zweite Führungsebene entlastet den Chef
Gleichzeitig baute PV Green Teams auf, wie Dachdecker, Elektroniker und innere Dienste, und etablierte eine zweite Führungsschicht. „So konnten inhaltliche Entscheidungen von denen getroffen werden, die sich mit dem Thema am besten auskennen“, so Katzor.
Die Arbeit hat sich gelohnt: Seit Januar arbeitet der Chef nicht mehr im Tagesgeschäft, sondern kümmert sich um die Unternehmensentwicklung und das Arbeitgebermarketing. Jede Woche ist er zudem in einem der wöchentlichen Teammeetings dabei, besucht Kunden nach Auftragsabschluss oder fährt auch mal mit dem Vertrieb zum Kunden.
Gerade das Employer Branding ist Katzor wichtig: „Wir sind in anderthalb Jahren von 0 auf 54 Beschäftigte gewachsen“, sagt der junge Gründer. Ein attraktiver Arbeitgeber finde auch neue Mitarbeitende: „Der Fachkräftemangel ist meiner Ansicht nach selbstgemacht.“
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