Auf einen Blick:
- Fachkräfte sind rar. Betriebe bewerben sich dadurch quasi bei den Bewerbern, findet Expertin Claudia Schimkowski.
- Bewerber informieren sich heute ausgiebig über potenzielle Arbeitgeber im Netz.
- Problem: Auf den Websites der Betriebe erfahren Bewerber oftmals wenig über den Arbeitsalltag im Betrieb. Abschreckend wirken zudem veraltete Websites.
- Die Expertin rät Handwerksbetrieben, offensiv nach außen zu kommunizieren, was sie machen und wofür sie stehen – und zwar über alle Marketingkanäle hinweg.
- Dafür brauchen Betriebe ein maßgeschneidertes Marketingkonzept, das wirklich zum Unternehmen passt.
Bewerber informieren sich heute im Netz ausgiebig über potenzielle Arbeitgeber – auf der Firmenwebsite, in sozialen Netzwerken oder auch in Bewertungsportalen. Denn Arbeitnehmer interessiert beim Stellenwechsel vor allem, wie ihr Arbeitstag im neuen Unternehmen aussehen könnte und welche Perspektiven sie dort haben. „Industrieunternehmen sind diesbezüglich zumindest auf den ersten Blick sehr transparent“, sagt Marketing-Expertin Claudia Schimkowski. Handwerksbetriebe sind nach ihrer Meinung hingegen oftmals deutlich weniger modern aufgestellt. Doch das hält sie für einen großen Fehler: „Betriebe müssen heute gezielt Marketing machen, um im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen zu können“, ist Schimkowski überzeugt. Schlechte Karten habe das Handwerk nicht, es müsse seine Stärken nur richtig ausspielen.
Schritt 1: Moderne Website als Grundlage für das Personalmarketing
Dennoch nehmen viele Handwerksbetriebe im Wettbewerb um Fachkräfte und Kunden oft nicht einmal die erste Hürde, sagt die Inhaberin einer Marketingagentur. Das Problem: die meisten Firmenwebsites sind nicht für die mobile Nutzung optimiert. Doch genau das schreckt potenzielle Bewerber ab, wie kürzlich auch eine Studie des Stellenmarkt-Portals meinestadt.de und der Hochschule Rheinmain ermittelte. Demnach brechen viele Bewerber eine Bewerbung ab, wenn die Website eines Unternehmens in der mobilen Ansicht „furchtbar“ ist.
Um das zu vermeiden, rät Marketingexpertin Schimkowski: „Sorgen Sie dafür, dass die Website Ihres Betriebs auf der Höhe der Zeit ist.“ Damit meint sie vor allem ein responsives Webdesign – also eine Website, die auch für mobile Besucher optimal nutzbar ist.
Schritt 2: So kombinieren Sie Mitarbeitersuche und Kundenwerbung
Sobald die technischen Grundlagen vorhanden sind, müssen Betriebe für die richtigen Inhalte sorgen. Das interessiert nicht nur die Kunden. Doch wie geht das? „Überlegen Sie zunächst, wofür Ihr Betrieb steht und wofür er künftig stehen soll“, empfiehlt Schimkowski Handwerksunternehmern. Anschließend müssen die Inhalte Schritt für Schritt auf diese Firmenphilosophie ausgerichtet werden. Ziel: ein roter Faden, der sich modern und professionell durch das gesamte Marketingkonzept des Handwerksbetriebs zieht.
Nach Einschätzung von Schimkowski müssen Betriebe dabei das Rad allerdings nicht völlig neu erfinden. Sie sagt: „Betriebe sollten potenziellen Bewerbern und Kunden zeigen, was sie machen“. Zum Beispiel anhand von Referenzprojekten.
Dabei sollte etwa ein Tischler nicht nur zeigen, dass er moderne Küchen mit einem funktionalen Design auf Kundenwunsch anfertigen kann. Vielmehr könnte er exemplarisch bei Referenzprojekten auch seine Mitarbeiter einbinden – beispielsweise, indem der Tischler seine Gesellen für die tolle geschaffene Arbeit beim Kunden, ein fertiges Projekt, anerkennt.
„Mit einem solchen Vorgehen signalisieren Betriebe potenziellen Bewerbern, dass Sie Ihre Mitarbeiter wertschätzen und dass Sie ein tolles Team haben“, sagt die Marketingexpertin. Und beides suchen viele Bewerber im Job. „Niemand will eine Nummer unter vielen sein“, ist Schimkowski überzeugt. Und genau hier sieht sie eine der großen Stärken des Handwerks im Vergleich zur Industrie. Einzige Hürde: Das Handwerk muss diese Stärken durch Transparenz nach außen auch ausspielen.
Schritt 3: Versprechen auch im Betrieb einhalten
Bewerber kommen irgendwann zum Vorstellungsgespräch in den Betrieb. Der Eindruck, den sie sich im Netz verschafft haben, wird somit einem Realitätscheck unterzogen. „Wer auf der Firmenwebsite Modernität vorgaukelt, in Wirklichkeit aber mit vergilbten Tapeten und altbackenem Geschirr aufwartet, der hat bei Bewerbern schlechte Karten“, sagt Schimkowski. Sie rät Betrieben daher, nur Dinge nach außen zu kommunizieren, die im Unternehmen auch tatsächlich gelebt werden. Dabei schließt sie das Vorstellungsgespräch ausdrücklich mit ein.
„Aufgrund der Fachkräftesituation bewerben sich heute die Unternehmen bei den Bewerbern und nicht andersherum“, sagt Schimkowski. Deshalb rät sie Betrieben, auch bei der Vorbereitung eines Vorstellungsgesprächs etwa auf Kleinigkeiten zu achten. Ein absolutes No-Go sei etwa ein unaufgeräumtes Büro und keine Vorbereitung auf das Gespräch. „Damit signalisieren Sie Bewerbern, dass Sie gar nicht wirklich interessiert sind “, sagt die Expertin. Das gleiche gilt für fehlende Getränke, bunt zusammengewürfeltes Geschirr oder gar vertrockneten Blumenschmuck. (aml)
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