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Jugendlicher ist total unmotiviert und zeigt den Daumen runter.

Inhaltsverzeichnis

Personalentwicklung

Die 3 größten Motivationskiller am ersten Ausbildungstag

Nichts demotiviert Azubis am ersten Arbeitstag so sehr wie das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Wir verraten, wie Chefs die Motivation ihrer Azubis zerstören – und wie sie es von Beginn an besser machen!

  • Schlechte Organisation schreckt ab: Planen Sie den ersten Ausbildungstag gut, das gibt Ihrem Azubi Halt.
  • Fehlende Wertschätzung schadet: Chef und Ausbilder sollten sich am ersten Arbeitstag zumindest kurz Zeit für den Neuling nehmen.
  • Unwissen frustriert: Ihr Azubi will etwas lernen. Das gelingt dauerhaft nur mit guten Erklärungen.

Mit dem ersten Ausbildungstag beginnt für Azubis ein neuer Lebensabschnitt. Die meisten von ihnen sind hochmotiviert. „Darin steckt ungeheures Potenzial“, sagt Bettina Wolf-Moritz. Doch leider verschenken manche Betriebe das durch einen schlechten Start. Wir haben mit der Beauftragten für Qualitätssicherung der Handwerkskammer Hannover über die größten Motivationskiller am ersten Arbeitstag gesprochen und vor allem gefragt, wie Betriebe es besser machen können.

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Motivationskiller Nr. 1: Fehlende Vorbereitung

Morgens steht der neue Auszubildende in der Tür. Niemand weiß Bescheid, vorbereitet ist erst recht niemand. „So etwas geht gar nicht“, sagt Wolf-Moritz. Wenn der Start ins Berufsleben so anfängt, dann ist die Motivation schnell futsch. Die Expertin ist davon überzeugt, dass sich die Qualität einer Ausbildung nicht erst bei der Abschlussprüfung zeigt. Die Weichen für eine gute Ausbildung werden schon vor dem Start ins neue Ausbildungsjahr gelegt.

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So schaffen Betriebe eine Willkommenskultur

„Wichtig ist, dass Betriebe den ersten Arbeitstag genau planen“, sagt Wolf-Moritz. Ein erster Schritt dazu könne ein Infobrief sein. Darin sollten Betriebe den neuen Azubis vor Ausbildungsstart mitteilen:

  • Wann der erste Arbeitstag ist?
  • Um welche Uhrzeit sie im Betrieb sein müssen?
  • Was sie zum ersten Tag mitbringen sollen?

Mit dem Infobrief darf die Planung des ersten Arbeitstages aber nicht aufhören. Der ganze Tag braucht eine Struktur, so Wolf-Moritz. Für Betriebe ist das nach Einschätzung der Kammermitarbeiterin aus zwei Gründen wichtig:

  1. Sie können den Einsatz der Mitarbeiter planen.
  2. Sie signalisieren dem Azubi mit einer guten Organisation: Wir sind vorbereitet und freuen uns auf Dich!

Die Struktur hilft aber auch den Azubis. Für die ist am ersten Arbeitstag vieles neu. Daher ist es für sie nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. „Je besser Betriebe den Start vorbereiten, desto einfacher gelingt es Azubis, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden“, ist sich Wolf-Moritz sicher.

Doch was sollten Betriebe für den Ausbildungsstart vorbereiten? „Es ist relativ egal, was auf dem Programm steht“, sagt die Expertin. Die Möglichkeiten reichen von einem Willkommenstag für die neuen Auszubildenden bis hin zum direkten Einstieg in die Arbeit.

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Motivationskiller Nr. 2: Keine Wertschätzung

Der Chef ist nicht da. Der Ausbilder weilt noch in den Ferien. Und für den neuen Auszubildenden ist niemand zuständig, sodass der sich wie ein fünftes Rad am Wagen fühlt. „Das ist ein ganz schlechtes Signal, was Betriebe so an ihren neuen Azubi aussenden“, sagt Wolf-Moritz. Wertschätzung sieht anders aus.

So heißen Sie Ihren neuen Azubi richtig willkommen

„Sowohl der Ausbilder als auch der Chef sollten sich am ersten Arbeitstag unbedingt Zeit für den neuen Auszubildenden nehmen“, rät Wolf-Moritz. Ideal sei es, wenn sich beide zusammen Zeit für ein Gespräch nehmen. „Das zeugt von Wertschätzung“, findet die Kammermitarbeiterin.

Das heißt aber nicht, dass sich Ausbilder und Betriebsinhaber den ganzen Tag für den neuen Auszubildenden freihalten müssen. „Es gibt auch Aufgaben, die andere Mitarbeiter übernehmen können“, sagt Wolf-Moritz. Zum Beispiel könne ein Geselle dem neuen Auszubildenden das Lager zeigen oder die Sicherheitsunterweisung durchführen.

Am Ende des ersten Arbeitstages sollten sich aber Chef oder Ausbilder noch einmal Zeit für den Lehrling nehmen, um sich einen kurzen Eindruck zu verschaffen. „Fünf Minuten reichen“, sagt die Expertin. Im Gespräch könnten die dem Jugendlichen gleich verraten,

  • welche Aufgaben ihn am nächsten Arbeitstag erwarten,
  • wie das Ende des Arbeitstages normalerweise aussieht und
  • bei wem sie sich abmelden müssen, bevor sie nach Hause gehen.

Auch mögliche Probleme sollten thematisiert werden. „Doch gerade bei einer guten Organisation des ersten Ausbildungstages sollte es die nicht geben“, ist sich Wolf-Moritz sicher. Und wenn doch? „Dann muss der Ausbilder das ernst nehmen und eine Lösung finden“, sagt die Beauftragte für Qualitätssicherung.

Motivationskiller Nr. 3: Keine Erklärungen

Der Azubi wird am ersten Tag direkt ins kalte Wasser geschubst. Eigentlich keine schlimme Sache – wären die Umstände nicht so schlecht. Gleich soll es losgehen, zu einem Kundentermin. Wohin? Davon hat der neue Lehrling keinen blassen Schimmer. Und warum er gerade das Werkzeug ins Auto räumen soll, weiß er auch nicht. Das Problem: Niemand klärt den Azubi auf. „So darf man es nicht machen“, sagt Wolf-Moritz. Denn auf diese Weise lernen Jugendliche nichts, das frustriere nur.

So binden Sie Ihren Lehrling richtig ein

„Erklärungen sind ungeheuer wichtig, damit Azubis Zusammenhänge verstehen“, ist die Kammermitarbeiterin überzeugt. Gerade am Anfang sollten Betrieben daher nicht darauf verzichten. Zum Beispiel sollten die Verantwortlichen den Azubi darüber aufklären:

  • Zu welchem Kunden er einen Gesellen begleiten soll.
  • Was beim Kunden gemacht werden soll.
  • Welche Werkzeuge und Materialien in diesem Fall benötigt werden.

„Langfristig profitieren Betriebe von guten Erklärungen“, sagt Wolf-Moritz. Denn wenn Azubis Zusammenhänge verstehen, könnten sie sich in Probleme hineindenken und sehen Arbeit irgendwann von alleine.

Erklärungen sind am Anfang aber noch aus einem anderen Grund wichtig, sagt die Expertin: „Viele Azubis sind anfangs noch unsicher und trauen sich nicht, Fragen zu stellen.“

Investiert der Betrieb vor Ausbildungsbeginn ein wenig Zeit in die Organisation, kann ein guter Start in das Berufsleben leicht gelingen. So ist das Eis schnell gebrochen und der neue Azubi fühlt sich von Beginn an willkommen. Das gilt übrigens nicht nur für neue Auszubildende – der erste Eindruck zählt auch bei allen anderen neuen Mitarbeitern.

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