Foto: Liesa Flemming

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Online Marketing

Der Ton macht die Musik, SEO macht den Rest

Ein ungewöhnlicher Slogan plus clevere Suchmaschinenoptimierung. So erreicht Michèl Müller eine Zielgruppe, die andere gerne hätten: jung und zahlungskräftig. Zur Nachahmung empfohlen.

Auf einen Blick:

  • Michèl Müller hat sich über wenige Jahre eine clevere Online-Marketing-Strategie überlegt: Das spiegelt sich auch im Suchmaschinenranking wieder.
  • Der Fliesenlegermeister punktet mit seiner unkomplizierten Ansprache und einem viel gesuchten Stichwort als Domainname.
  • Professionelle Bilder und viele Informationen auf der Website treiben die Verweildauer in die Länge – auch das ist für Google positiv.

Als sich Michèl Müller vor knapp drei Jahren selbstständig gemacht hat, bekam er wichtige Tipps von Freunden: Du brauchst ein Logo. Du brauchst eine Website. Du brauchst Fotos. Das haben Freunde gesagt, die „irgendwas mit Werbung“ machen.

Eigentlich hatte Müller andere Pläne: Kontakte nutzen, netzwerken, Mundpropaganda. Worauf Gründer so hoffen, um ohne finanziellen Aufwand an Kunden zu kommen.

Seitdem ist einige Zeit vergangen und der Unternehmer hat viel dazugelernt – vor allem in Sachen Suchmaschinenoptimierung (SEO). Seine Auftragsbücher sind voll. Trotz seiner Preise. Trotz des beinharten Wettbewerbs in seiner Branche: Michèl Müller ist Fliesenleger.

Wie hat er das geschafft? Müller hat auf seine Freunde gehört und sich von ihnen helfen lassen.

Faktor 1: Der Slogan – ein Widerspruch weckt Aufmerksamkeit

„Herr Müller – Dein Fliesenleger“. Müllers Slogan irritiert – was ist das denn? „Genau das war unsere Absicht“, erzählt der gar nicht so formelle „Herr Müller“. „Die Idee hatte eine Freundin, eine Marketingexpertin, sie hat auch die Wort-Bild-Marke für mich entwickelt und gestaltet.“

Das Ziel: Der Betrachter soll eine Moment zögern. Das schafft die widersprüchliche Kombination aus dem formellen „Herr Müller“, der gleich beim Du ist. Über diese Kombination geht das Gehirn nicht so leicht hinweg, sie weckt Aufmerksamkeit – und durch ihren Humor zugleich Sympathie.

Faktor 2: Die Domain – ein Suchmaschinen-Magnet

Nun kam der zweite Freund ins Spiel, ein Webdesigner. Sein Rat: Die Domain der Website muss das Gewerk und den Ort im Namen enthalten. Also genau die beiden Begriffe, nach denen ein potenzieller Kunde in Suchmaschinen als Erstes sucht. Die Suchbegriffe in der Domain, das ist ein wichtiger Baustein der Suchmaschinenoptimierung. Und so entstand www.dein-fliesenleger-oldenburg.de.

Faktor 3: Die Gestaltung der Website – Antworten auf Kundenfragen

Müllers Freund entwickelte zum Start der Selbstständigkeit ein modernes, übersichtliches Design und eine einfache Struktur für die Seite. Nicht zu viele Infos und auch kein Blog.

Seit drei Monaten ist die aktualisierte Website online, auf Wordpress-Basis. Der Stil ist aber geblieben, denn: „Ich muss ja davon ausgehen, dass ich nicht so viel Zeit für die Aktualisierung habe.“ Stattdessen kurz und knapp alles, was Kunden als Erstes wissen wollen: Kann der das? Das zeigen Fotos von Müllers Projekten. Was ist das wohl für einer? Die Antwort liefern Optik und Slogan: Das ist einer, der unkompliziert und frisch ist, Humor hat und schnell zur Sache kommt, ohne viel Schnickschnack. Wie erreiche ich ihn? Kein langes Gesuche, die Infos stehen am Fuß der Startseite.

Faktor 4: Die Fotos – vom Profi in Szene gesetzt

Die Fotos hat er von einer professionellen Fotografin machen lassen. „Das hat zwei Tage in Anspruch genommen. Aber ich wollte, dass es ordentlich wird. Mit richtiger Ausleuchtung und Akzenten auf Bildern, die im Kopf der Nutzer und Kunden hängenbleiben“, berichtet der Handwerker. Die Bilder sind ausschließlich Dokumentationen seiner eigenen Projekte. Um die Erlaubnis der Kunden hat er vorher gebeten.

Nicht zuletzt hat er sich ausreichend Zeit genommen, die Bilder entsprechend zu benennen. Jedes Foto hat Müller detailliert beschrieben. Das ist einerseits sein Service für seine Kunden. Andererseits wirkt es sich positiv auf das Suchmaschinenranking aus: Denn sind die Bilder mit einschlägigen Stichworten versehen, bewertet Google das positiv. „Der Aufwand hat sich in jeder Hinsicht gelohnt“, betont der Handwerksmeister. Und: Je länger die Besucher aufgrund der Bilder auf der Website verweilen, desto besser. Die Verweildauer honoriert Google beim Ranking ebenso.

Faktor 5: Social Media – ein cleverer Schachzug

Waren die sozialen Netzwerke am Anfang der Selbstständigkeit noch kein großes Thema, spielen sie mittlerweile eine größere Rolle.

Begonnen hat er mit einem Account bei Google+ und dem Eintrag bei Google My Business. Ausgerechnet Google+, der ewige Zweite hinter Facebook? Dahinter steckt ein geschickter Schachzug:

Ranking: Google rankt Websites alleine schon dafür besser, dass sie mit Google+ verbunden sind. Viel Arbeit macht das nicht, Müller zum Beispiel hat dort hauptsächlich Referenzfotos veröffentlicht. Und er hat die Seite über die vergangenen Jahre stetig gepflegt. „Da entsteht mit der Zeit eine Historie. Das honorieren die Kunden und Google gleichermaßen“, betont er.

Bewertungen: Und über Google+/Google My Business können Kunden den Betrieb bewerten, was auch gut für das Ranking und die Akquise ist. Darauf spricht Müller seine Kunden explizit nach Beendigung eines Auftrags an. 16 positive Bewertungen hat er schon gesammelt – und freut sich über jede Einzelne: „Fünf Sterne bei der Google-Suche unter meinem Eintrag – das spricht für sich.“

Facebook kam erst mit Beginn der neuen Website im Sommer dieses Jahres hinzu. Die Seite nutzt Müller auch zur Beschreibung von Projekten und zur Verlinkung auf die Website mit weiteren Infos. „Gute Bewertungen kann man damit auch erreichen, das spiegelt sich nach einer Zeit auch im Suchmaschinen-Ranking wieder“, ist der 37-Jährige sich sicher. Momentan haben dort alle User 5 Sterne hinterlassen.

Faktor 6: Fahrzeug- und Bannerwerbung

Investiert hat Müller auch in Fahrzeugwerbung. Der von einem Profi beschriftete silbergraue Transporter macht mobile Werbung für „Herr Müller – Dein Fliesenleger“.

Seit einiger Zeit hat er sich auch mobile Banner, sogenannte Roll-Ups drucken lassen. „Sie sind wetterunempfindlich und begleiten mich zu jeder Baustelle“, sagt er. Darauf steht beispielsweise „Ihr Nachbar bekommt gerade neue Fliesen“. „Das erregt Aufmerksamkeit und ist für Vorbeifahrende und –gehende nicht zu übersehen“, betont der Fliesenlegermeister. Zudem steigere das den Wiedererkennungseffekt. In Zusammenhang mit der Fahrzeugbeschriftung und dem Link zu seiner Website ergibt es für den Unternehmer ein schlüssiges Marketingkonzept.

Bei welchen Kunden funktioniert das Konzept?

Bei Kunden von jung bis alt: Von jungen Paaren, die einen Neubau planen bis zu älteren Menschen, die ihr Haus sanieren lassen, fragen Kunden nahezu allen Alters bei Müller an. Viele Jüngere fühlen sich über die Online-Angebote angesprochen, aber andere kommen auch.

Kommen über Suchmaschinen nicht auch viele, denen es nur um den Preis geht, am liebsten per E-Mail? „Diese Anfragen gibt es auch, aber das bleibt im Rahmen.“ Tiefstpreise gebe es bei ihm jedenfalls nicht und Angebote ohne persönlichen Termin schon gar nicht.

Und was ist geworden aus „Kontakte nutzen, Netzwerken, Mundpropaganda“?

„Das funktioniert auch sehr gut, wir empfehlen uns gegenseitig weiter“, erzählt der Handwerker. Vor allem in der Zeit nach der Gründung hätten ihm solche Aufträge geholfen. Denn über eines müsse man sich im Klaren sein, wenn man auf eine Website setzt: „Es dauert schon ein paar Monate, bis das Ranking bei Google steigt.“

Sein Ranking sei ein Ergebnis von digitaler Mundpropaganda. Daran habe er seit seiner Gründung gearbeitet.

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